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Lautrer Legende: Die Walz aus der Pfalz


Als im April 1976 beim Gastspiel des 1. FC Kaiserslautern beim Serienmeister und mehrfachen Europacupsieger Bayern München ein gewisser Hans-Peter Briegel eingewechselt wurde, fragten sich nicht wenige FCK-Fans, wer denn dieser Brecher sei? Ein Hüne von Gestalt (1,87 m groß, 85 kg schwer) sollte eben dieser Briegel als Stürmer mitverantwortlich dafür sein, dass der FCK dank dreier Treffer von Klaus Toppmöller einen 1:3-Rückstand noch in einen 4:3-Sieg im Olympiastadion drehte. Es war der Beginn einer wundersamen Fußballerlaufbahn dieses kernigen Pfälzers, der sich zuvor lange Jahre als Leichtathlet, genauer gesagt Zehnkämpfer, betätigte. Erst im Alter von 17 Jahren kam er zum Fußball und feierte nun doch tatsächlich nur drei Jahre später seine Premiere als Bundesligaspieler im Dress der roten Teufel.

Dennoch gab es zu Beginn seiner Profikarriere auch einige Rückschläge zu verkraften. Denn trotz seiner Kraft war er auf der anderen Seite technisch eher unbeholfen, was selbst beim einheimischen Betzenberg-Publikum einige Male zu Lachsalven führte. Briegel aber biss auf die Zähne, arbeitete hart an sich und verbesserte sich auch fußballtechnisch zusehends. So sorgte er nur wenige Monate nach seinem Bundesligadebüt auch international erstmalig für Aufsehen, als er am 20.10.1976 im UEFA-Cup-Spiel gegen die damalige Weltklasse-Mannschaft von Feyenoord Rotterdam auf dem Betzenberg gleich doppelt traf, das spätere Ausscheiden seiner Truppe damit aber auch nicht verhindern konnte. Der damalige FCK-Coach Erich Ribbeck hatte kurz darauf die zunächst vielbelächelte Idee, Hans-Peter Briegel zum linken Verteidiger umzufunktionieren. Doch das Konzept ging auf. Briegel brachte die gegnerischen Stürmer durch seine Zweikampfstärke zum Verzweifeln und kurbelte seinerseits mit seinen bald gefürchteten Vorstößen die Offensive an.


Als 1978 Karl-Heinz Feldkamp der Nachfolger Ribbecks wurde, beorderte er Briegel in die Innenverteidigung, womit die „Kampfmaschine“ Briegel seine Idealposition gefunden hatte. Mittlerweile war auch Bundestrainer Jupp Derwall auf den jungen Pfälzer aufmerksam geworden und berief ihn im Jahre 1979 erstmalig für die Nationalelf, wo er zumeist wieder als linker Verteidiger agierte. Mit der Nationalelf feierte er große Triumphe: 1980 Europameister, 1982 und 1986 jeweils Vize-Weltmeister. Insgesamt bestritt Hans-Peter Briegel 72 Länderspiele und erzielte dabei vier Tore. Was für eine Karriere für einen, dem Jahre zuvor kaum einer zutraute, auch nur auf zehn Bundesligaspiele zu kommen.

Doch zurück zu „seinem“ Verein, dem FCK: Zwischen 1978 und 1982 belegte Briegel mit den „Roten Teufeln“ jeweils Platz 3 und 4 in der Endabrechung. Zweimal stand er mit dem FCK im DFB-Pokalfinale – 1976 verlor man in Frankfurt mit 0:2 gegen den Hamburger SV und 1981 mit 1:3 in Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt. Der Betzenberg wurde in jenen Jahren endgültig zur Legende durch seine phantastische Atmosphäre, die auch viel mit der dynamischen, nimmermüden Spielweise eines Hans-Peter Briegel zu tun hatte. Jahrelang hallten bei jedem Heimspiel die „Briegel“-Rufe aus Tausenden von Kehlen über den Betze, wenn die „Walz aus der Pfalz“ wieder einmal zu einem seiner unnachahmlichen Sturmläufe ansetzte.


Gerade der hoch dekorierte FC Bayern München hatte in jenen Jahren wenig zu lachen auf Deutschlands höchstem Fußballberg und ließ die Punkte regelmäßig in der Pfalz. Den spektakulärsten internationalen Erfolg landete Briegel mit dem FCK zweifellos am 17. März 1982. Damals wurde Real Madrid im UEFA-Cup-Viertelfinale nach einer 1:3-Hinspielniederlage mit sage und schreibe 5:0 nach Hause geschickt. Angetrieben vom nach übelsten Fouls der Spanier im Hinspiel gerade wieder genesenen Briegel schaffte der FCK die Sensation und fegte die Spanier vom Betze. Das war die Saison des Hans-Peter Briegel, der in jenem UEFA-Cup-Wettbewerb einen Gegner nach dem anderen zum Wahnsinn trieb, bis leider im Halbfinale in Göteborg der Weg des FCK endete – in der Verlängerung durch die bis heute schändlichste Elfmeterschwalbe in der schwedischen Fußballgeschichte!

Hans-Peter Briegel verbrachte neun lange Jahre als Profi auf dem Betzenberg. Seiner zu einem frühen Zeitpunkt seiner Karriere mehrfach geäußerten Devise, dass es in Deutschland keinen anderen Verein als den FCK gäbe, blieb er immer treu. Als er aber 1984, im Alter von knapp 29 Jahren, ein Angebot aus Italien von Seiten des ambitionierten Emporkömmlings Hellas Verona erhielt, konnte er nicht mehr Nein sagen. Die Chance, in diesem fußballverrückten Land spielen zu können wollte er sich nicht entgehen lassen. Der FCK und seine Fans akzeptierten diese Entscheidung, da Briegel wie kaum ein anderer über viele Jahre seine Knochen für den Pfälzer Vorzeigeclub hinhielt. Zum Abschied widmete die bekannte Lautrer Punk-Combo „Walter-Elf“ ihm sogar einen eigenen Song mit dem Titel „Leb’ wohl, Hans-Peter (komm bald zurück)“.


Seine zahlreichen Fans und Freunde beobachteten anschließend mit großer Freude, dass Hans-Peter Briegel nun auch in Italien ein Topstar wurde! Völlig überraschend, ja geradezu sensationell, gewann der Aufsteiger aus Verona mit einem in Weltklasseform auftrumpfenden Briegel 1985 die italienische Meisterschaft. Briegel wurde zum besten Ausländer der Serie A gewählt und in Deutschland erstmalig zum Fußballer des Jahres. Die Krönung seiner Karriere!

Nach einer weiteren Saison verließ Briegel Verona und zog weiter zum Traditionsclub Sampdoria Genua, mit dem er noch 1988 den italienischen Pokal gewann. Unmittelbar danach beendete er dann seine „große“ Karriere und ließ bis 1992 im beschaulichen schweizerischen Glarus diese Karriere zunächst als Spieler, dann als Spielertrainer in einer unterklassigen Liga bei den Eidgenossen ausklingen.

Nach seiner aktiven Zeit wurde Hans-Peter Briegel Trainer und Funktionär, unter anderem trainierte er die Nationalmannschaft von Albanien und […] die Auswahl von Bahrain. Weniger glücklich verlief seine Zeit als FCK-Sportdirektor von 1996 bis 1997 und als -Aufsichtsrat von 2002 bis 2003. Nach Differenzen mit Trainer Otto Rehhagel bzw. Präsident René Jäggi gab er seine Ämter jeweils auf, wurde von Jäggi gar verklagt und trat zuletzt aus dem Verein aus – bis heute ein Makel in der Beziehung zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hans-Peter Briegel, den viele langjährige Fans gerne wieder in „seinem“ Verein sehen möchten.


Der Deutsche Fußball-Bund verwehrte Briegel Ende der 1980er Jahre ein Abschiedsspiel mit der Begründung, dass er nicht genügend Länderspiele für ein solches absolviert hätte, aber am 26. September 1989 fand dann doch noch seine große Abschiedsgala auf dem Betzenberg statt. Der 1. FC Kaiserslautern spielte gegen eine Europaauswahl mit Spielern wie Hellström, Rummenigge, Stielike, den Italienern Antognoni, Altobelli und Gentile sowie den Spaniern Camacho und Juanito. Es war ein rauschendes Abschiedsfest für einen der Allergrößten der ruhmreichen FCK-Historie.

Der Name Hans-Peter Briegel blieb allen Fußballfans in der Pfalz und darüber hinaus bis heute unvergesslich. Ein ehrlicher Sportsmann, der gezeigt hat, was man auf dem Fußballplatz mit einem eisernen Willen alles erreichen kann. Danke für alles, Hans-Peter!

 

Quelle: Der Betze Brennt (29.12.2006)

 

27. Mai 2010, Knast-WM in der JVA Rohrbach/Wöllstein

 

Quelle: 17:30 Sat1 Live (28.05.2010)

 

 

 

 

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